Mein Interesse an der Mongolei begann mit einem Buch und einem Film, die ich als Kind mehr als einmal gelesen bzw. gesehen habe, der singende Pfeil von Kurt David und die goldene Jurte, ein DEFA Film aus dem Jahr 1961. Später kamen die Erzählungen von DDR Geologen hinzu, die dort in jahrelangen Expeditionen genügend Abenteuer gesammelt hatten um Bücher damit zu füllen. Während meines Studiums war ich dann auch oft mit mongolischen Studenten zusammen und irgendwann war es eine eigene deutsch-mongolische Familie, die der Grund war, immer öfter in die Mongolei zu fahren.
Seit 1998 ist es zudem die Aufgabe, als Reiseleiter für Monrise Traveller in Ulaanbaatar jährlich ein, zwei Reisegruppen durch das Land zu führen. Es ist aber nicht beabsichtigt, dieses Hobby zum Beruf zu machen, somit ist für mich nach wie vor jede Reise einbesonderes Erlebnis und ich kann es selbst auch noch als Abenteuerurlaub empfinden. Der Hauptberuf hier in Deutschland als Bauingenieur garantiert die entsprechende Unabhängigkeit und ist der Grund für ein neu dazugekommenes Interesse an der Mongolei, die Beobachtung der baulichen Entwicklung der Hauptstadt, einer rasanten Entwicklung mit teilweise sehr unkonventionellen Methoden und einer unglaublichen Dynamik.
Mich fasziniert auch die Entwicklung des Landes im Allgemeinen.
Als ich 1985 das erste mal in die Mongolei reiste waren die Viehzüchter noch in staatlichen Genossenschaften organisiert und die Industrialisierung des kaum besiedelten Landes war Staatsangelegenheit. Zwischenzeitlich haben sich dramatische Veränderungen vollzogen, ehemalige Sesshafte sind, zumindest vorübergehend, wieder zu Nomaden geworden, der Überlebenskampf in der Steppe ist allgegenwärtig und nach Jahren der Vergessenheit ist das Land heute in den Brennpunkt strategischer Rohstoffinteressen geraten, was aber immer geblieben ist sind die grandiosen unberührten Landschaften. Die Mongolei das sind Steppen, Wüste, Taiga und Hochgebirge, die Mongolei das ist ein Land landschaftlicher Vielfalt auf engstem Raum, das sind Regionen, wo der Rentiernomade aus der Tundra in den Hochlagen des Ulaan Taiga den Kamelzüchter aus dem Darchadtal beim gemeinsamen Naadam im Kreiszentrum trifft. Sümpfe auf Dauerfrostboden und Steinwüste, 200 Meter hohe Sanddünen und einer der größten Süßwasserseen der Welt, Gletschergipfel und endlose Grassteppen alles das kann man auf einer einzigen Reise in der Mongolei erleben.
Was ich persönlich einem Mongoleireisenden unbedingt empfehlen würde, in der Mongolei ist immer der Weg das Ziel, es macht keinen Sinn eine Route als Aneinanderreihung vermeintlicher „Sehenswürdigkeiten“ zu planen, die Mongolei ist das Erleben von Landschaft, deren Ursprünglichkeit bis heute kaum beeinflusst ist und in die sich die alte Kultur der nomadischen Viehzüchter geradezu genial einpasst. Die Möglichkeiten für Reisen in dem Land sind nahezu unerschöpflich, auch wenn sich heute in den drei Sommermonaten schon mehr als dreihunderttausend Touristen auf Tour begeben, wer die zwei, drei Hauptrouten meidet, wird trotzdem grandiose Landschaften erleben und tagelang keine Reisegruppen treffen. Besonders beeindruckend sind der westliche Changai und die Südwestgobi, hier ist landschaftliche Abwechslung Programm und da der Aufwand den meisten Reiseveranstaltern zu hoch ist, kann man gerade in dieser exzellenten Region völlig ungestörte Entdeckertouren machen, Zeit vorausgesetzt, denn für eine anspruchvolle Mongoleitour sollte man schon drei Wochen einplanen. Reisen in der Mongolei bedeutet Reiten oder Off Road fahren, bei gerade einmal 3 Millionen Einwohnern und der mehr als vierfachen Größe Deutschlands fehlt nahezu jegliche verkehrliche Infrastruktur, 200 Kilometer sind dort eine Tagesetappe und die Reise von der Hauptstadt in den westlichen Altai eine Wochenaufgabe, dadurch erscheint dem Reisenden die weite Landschaft noch unendlicher als sie es schon ist.
Jens Geu
bisherige Veröffentlichungen
Tours 2/92 freizeitreiten 2/95 Tours 4/94 Tours 2/2001